Triathlon: Training & Tipps

Was ist Trainings-Qualität wirklich?

Objektiv messbar oder doch subjektiv?

Was ist Qualität im Sinne eines hocheffizienten Trainings? Dazu gibt es viele Konzepte und Überlegungen, immer wieder auch neue Trends, doch ganz klare Aussagen kann man selten finden. Zumal noch eine weitere Variable hinzukommt: das Individuum mit all seinen Besonderheiten. Gibt es also DAS beste Training überhaupt nicht?

In einer neuen Studie mit dem Titel „Training Quality—An Unexplored Domain in Sport Science“ von den Autoren Haugen et al (erschienen in International Journal of Sports Physiology and Performance wird dieses Thema diskutiert. Dabei kristallisieren sich interessante Punkte heraus. Man unterscheidet zahlreiche Anpassungsprozesse wie

  • Genetik und Eignung für die jeweilige Sportart
  • Phasen der Trainingsanpassung und Identifizierung der Leistungs“lücke“
  • Wissen um die Anpassungsprozesse
  • Kenntnisse über die Organisation der Trainingsplanung
  • Genaue Strukturierung der Belastungsformen

Wenn Top-Athleten nach dem Geheimnis ihres Erfolges befragt werden, antworten sie gerne mit dem Hinweis auf die Qualität ihres Trainings. Doch was genau ist damit gemeint? Sind es allgemeine Standards oder eher die individuelle Planung, welche auf die Notwendigkeiten des jeweiligen Sportlers ausgerichtet ist?

Ist Qualität ein Gefühl?

In einer Untersuchung wird die Qualität des Trainings sehr häufig auch mit einem guten Gefühl beschrieben, wie z.B. „richtig Druck zu haben“ oder ein „hervorragendes Wassergefühl zu haben“. Dies sind Aussagen, die in keine Schablone gepresst werden können. So kann man also die Qualität eines Training ebenso wenig in eine Schablone bringen. Demzufolge sind Erscheinungen wie die „Norwegian Method“ allenfalls eine weitere Form über Trainingsmethodiken zu diskutieren. Eine allgemeine Empfehlung oder gar Erfolgsgarantie darf daraus nicht abgeleitet werden.

So wird die Qualität des Trainings meistens anhand der Ergebnisse und dem fortlaufenden Prozess bestimmt. Doch auch hier spielen zahlreiche Faktoren (physiologisch wie psychologisch) eine wesentliche Rolle. Eine Studie zum Thema Regenerations-Management (RegMan-Studie) fand nach Untersuchungen zahlreicher regenerativer Methoden zum dem Schluss, dass die Methode am besten hilft, an die man am meisten glaubt.

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Der Glaube und die Daten

Ist Trainings-Qualität deshalb auch eine Frage des Glaubens, des Vertrauens in die Wirksamkeit?

„Manche Trainingsinhalte sind besser als andere. Aber nicht zwangsläufig in Bezug auf Tempo, Leistung, Herzfequenz und andere statistischen Daten“, sagt Studienleiter Thomas Haugen. So konnte er feststellen, dass norwegische Sprintgruppen, die das Training von 400-Meter-Hürden-Weltrekordler und Olympiasieger Karsten Warholm kopierten, längst nicht die erhofften Ergebnisse erzielten. Gleiches Training führt nicht zu gleichen Ergebnissen.

Ein gutes Training mit entsprechender Qualität sei, so die Wissenschaftler, vor allem jenes, welches den Aufgaben entsprechend in bestem Sinne durchgeführt würde. Im Kern geht es demzufolge um die Erfüllung der gesetzten Aufgabe (Tempo, Intensität u.a.).

Den Moment nutzen

Haugen stellt aber auch infrage, ob es immer nur die Erfüllung des Plans ist, die den Erfolg macht. „Warum sollte ich nicht noch 3 Intervalle mehr machen, wenn ich gerade einen überragenden Trainingstag erlebe?“ Umgekehrt gilt dann, eine Trainingseinheit auch mal abzukürzen oder abzubrechen, wenn es so gar nicht läuft.

In ihrer Arbeit definieren Haugen und seine Kollegen Trainingsqualität als „den Exzellenzgrad in Bezug auf die Art und Weise, wie der Trainingsprozess oder die Trainingssitzungen durchgeführt werden, um Anpassungen zu optimieren und/oder die Gesamtleistung zu verbessern“.

So bleiben in der Konsequenz aus den Untersuchungen der norwegischen Forscher drei wesentliche Parameter, die für eine hohe Trainingsqualität entscheidend sind.

  1. Der Sportler sollte sich vor dem Training bewusst sein, welche Inhalte wichtig sind und wie er sich zu verhalten hat.
  2. Für die Erfüllung der Aufgabe ist dafür zu sorgen, dass der Trainingsprozess organisatorisch optimal ablaufen kann (z.B. Umgebung, Getränke usw.). Dazu gehört auch die mentale Vorbereitung auf die geplante Aufgabe.
  3. Während des Trainings ist zu überwachen, inwieweit die geplante Aufgabe erfüllt wird oder es zu Abweichungen kommt.

Haugen erklärt, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Ausbildung der Trainer ist und wie der Sportler durch seine eigene Mitarbeit an dem Prozess den Erfolg steuern kann. So geht Trainings-Qualität als Begriff und Bewertung weit über die Trainingsmethoden hinaus. Ein wesentliches Fazit sei, so der Wissenschaftler, dass es stets wichtig ist, sich über die Optimierung der Prozesse Gedanken zu machen.

Ausblick

Vielleicht ist genau das die Qualität des Trainings: niemals aufhören zu lernen und niemals aufhören, über den Tellerrand zu blicken.

Zum Thema der Norwegian Method gibt es einen weiteren Aspekt, der entscheidend dafür sein kann, weshalb sich die norwegischen Sportler in einigen Bereichen so fulminant entwickelt haben. Dazu hier ein Video von DOC SWIM. Viel Spaß – mit einem Klick auf das Motiv startet der Clip.