Triathlon: Training & Tipps

Ist eSports gesund?

Und was macht die Digitalisierung mit uns?

Digitalisierung! Was für ein Begriff. Der Inbegriff für Modernität, neue Arbeitswelten, Homeschooling, stay-at-home-Parolen und natürlich auch für die Digitalisierung vieler weiterer Lebensbereiche, die sich diesem Trend nicht entziehen können. Wie gesund ist digital? Was macht die Digitalisierung mit dem Menschen? Ist eine „artgerechte Haltung“ des Menschen damit überhaupt noch vereinbar? Und wie sieht mit eSports aus? Darf man für diese Tätigkeit überhaupt den Begriff Sport verwenden?

Zunächst möchte ich Ergebnisse einer Studie der Universität Bayreuth zitieren, die unter der Leitung der Autoren Haupt, S, Wolf, A., Heidenreich, H. , Schmidt, W. in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin (Ausgabe 01/2021, 72. Jahrgang) als Abstract veröffentlich wurde. Die Autoren sprechen die durchaus kontroverse Diskussion über eSports an, die vor allem auf die geringe körperliche Aktivität im Vergleich zum „echten Sport“ abzielt. Die Fragestellung lautet deshalb, ob eSports angesichts der Belastungsstruktur eher als gesundheitsfördernd oder -schädlich anzusehen ist.

Ein Kessel unter Druck

Das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache. So ermittelten die Wissenschaftler eine typische Stressreaktion, die das Herz-Kreislauf-Verhalten des Spielers signifikant belastet. Zudem wird festgestellt, dass eSports keinen nennenswerten Einfluss auf den Energiestoffwechsel hat und nicht als adäquater Ersatz für körperliche Aktivitäten anzusehen ist. In anderen Worten: eSports führt zu Stresssymptomen und korrespondierendem Hormonausstoß (z.B. Adrenalin) ohne aber die für den Abbau dieser Stoffe notwendige körperliche Aktivität. Wir aktivieren den Sympathikus, geben ihm aber kein Ventil, um die aufgestaute Energie abzubauen. Das ähnelt Prozessen, die u.a. auch für Burnout und andere psychische Krankheiten verantwortlich zeichnen. Als Bild formuliert: bleibt das Ventil trotz Hochdruck geschlossen, explodiert der Kessel irgendwann.

Die Folgen dieser Entwicklung können für das Individuum wie auch für die Gesellschaft fatal sein.

Mehr Stress als Spaß?

eSports ist demzufolge mehr Stress als Spaß – zumindest lässt die Datenlage diesen Schluss zu, auch wenn ein eSportler, der ja zumeist recht jung ist, das gerne anders bewertet. Dauerhafter Stress macht krank und steht damit dem gesundheitsfördernden Aspekt des Sports diametral entgegen. Damit darf eSports eigentlich weder als Sport bezeichnet noch als möglicher Ersatz für den echten Sport gelten. Ist er gar eine drohende Belastung für das Gesundheitssystem? Eine Diskussion, ob der digitale Sport sogar eine Aufnahme in das Olympische Programm verdiene, sollte zumindest klar beantwortet sein. Schafft er es doch, müssen wirtschaftliche Interessen vermutet werden.

Wohin bewegen wir uns, wenn wir uns nicht mehr bewegen?

Wo wir beim nächsten Punkt sind, der mich persönlich beschäftigt. Wohin bewegen wir uns als Gesellschaft, wenn unser Leben mehr und mehr digitalisiert wird? In der Corona-Pandemie und den diversen Lockdowns mit Homeoffice, Homeschooling, Homeshopping wurde der Deutsche laut Robert-Koch-Institut (Artikel hier) dicker, bewegungsärmer und verbrachte noch mehr Zeit vor diversen Bildschirmen. Schlimm genug! Überträgt man diese Erkenntnisse in ein reales Abbild der Gesellschaft, muss einem mulmig werden. Ist die wirkliche Pandemie die des akuten Bewegungsmangels (> Link zu einem Artikel „Bewegungsmangel im Lockdown“)? Und welche Wirkung hat das auf unsere Kinder?

Ausufernde Bildschirmzeiten bei den Kindern

Bildschirmzeiten in der Homeschooling-Zeit (inkl. Hausaufgaben) von 5-8 Stunden sind keine Seltenheit. Und wegen fehlender Alternativen dank Schließung der meisten Sportanlagen, bleibt in der Freizeit oftmals nur das Gamen an XBox, Playstation & Co. im Live-Chat mit den ebenfalls „gelockdownten“ Freunden. Das ist nicht nur traurig. Ich halte es für schlicht verantwortungslos! Denn welches Verhalten beobachten Kinder bei ihren Vorbildern, den Erwachsenen?

Kinder ahmen ja gerne nach. Wenn sie ihre eigenen Eltern den gesamten Tag vor dem Rechner bei Homeoffice, Zoom-Meetings u.ä. sehen, was soll dann die Alternative sein? Schliddern wir da gerade in etwas hinein, das uns, als Fortschritt getarnt, verkauft wird? Und ja, wir sind ja bequem und empfinden es größtenteils vielleicht sogar noch als echten Vorteil, wenn wir alles vom Tisch aus erledigen können. Übrigens: Kinder, deren Eltern Raucher sind, werden häufig selbst zu Rauchern, so beweisen das zahlreiche Studien (> Link). Verhalten überträgt sich – kausale Zusammenhänge. Es ist Vorsicht geboten, denn Fortschritt ist nicht gleich Fortschritt.

Wo bleibt die Interaktion?

Was könnte die Folge sein? Ziehen wir „bewegungs-dumme“ und „empathisch-amputierte“ junge Menschen heran, die wie Nerds auf Ihre Bildschirme glotzen und nicht mal mehr wissen, wie ein fließender Bach aussieht, geschweige denn ein Wald? Wo bleibt das Fangenspielen, die Streiche, das Toben, das Herumtollen, die Lebensfreude und die Späße auf dem Schulhof – die INTERAKTION? Wer den Zusammenhang zwischen Gesundheit, Bewegung, sozialer Interaktion und geistiger wie körperlicher Entwicklung nicht würdigt, der handelt falsch – oder weiß es nicht besser.

Weder eSports noch die Digitalisierung machen uns zu gesunden Menschen.

Darüber müssen wir uns bewusst sein!

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