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Drum prüfe, was du bindest

Warum es wichtig sein könnte, worauf du stehst.

Dann stehe ich nun im Januar 2019 auf einem kleinen Felsvorsprung. Ein Ort, den ich vor über vier Jahren das letzte Mal betreten habe. Damals war es ein leichtes Unterfangen, doch in den Jahren danach eine schier unlösbare Aufgabe. Laufen war anders geworden. Was war passiert?

Als ich vor einigen Jahren Mitglied des Lauf-Teams eines großen Laufschuh-Herstellers wurde, hieß es, zukünftig „gebranded“ zu sein. Im positivsten Sinne des Wortes konnte ich auf das reichhaltige Bekleidungsangebot zurückgreifen.

Probleme und Versuche

Selbstverständlich gehörte dazu auch das passende Schuhwerk. Mit den entsprechenden Produkten versorgt, ging es motiviert ins Training. Doch es sollte nicht laufen, wie das eigentlich geplant war. Ohne auch nur eine Idee zu haben, weshalb nicht nur meine läuferischen Leistungen sanken, sondern auch meine Verletzungsanfälligkeit stark anstiegt, probierte ich alles aus, was mir die Bandbreite der dortigen Laufschuhe anbot. Nicht nur das, ich kaufte zusätzlich Schuhe aus dem Sortiment des Herstellers hinzu, um den Problemen endlich Herr zu werden. Und derer wurden es immer mehr:

  • Muskelfaser-Risse
  • Knieprobleme (viele Monate konnte ich nicht mehr in die Knie gehen)
  • Meniskusschädigung inkl. Teilresektion
  • Rückenprobleme usw.
  • Leistungsabfall

Selber ja vom Fach, begann ich u.a. mit den folgenden therapeutischen Maßnahmen, denn die eigentliche Ursache war nicht zu finden:

  • Faszien-Training
  • Flossing & Taping
  • Enzym-Therapie
  • EMS
  • Osteopathie u.v.m.

Mehr als vier Jahre tat ich was mir möglich war. Leider ohne Erfolg. Was dazu führte, dass schlussendlich ein Hörsturz mir sagen sollte, dass es des Probierens und Tüftelns nun genug sei. Das Ergebnis war der Verzicht auf jegliche weitere Ambitionen. Ich muss nicht erklären, was das für einen Vollblutsportler bedeutet.

Der Moment

Im Herbst 2018 begab sich folgende Situation, die alles ändern sollte. Beim Schuhkauf mit meinem Sohn sah ich dieses Verkaufsdisplay eines jungen schweizer Unternehmens, dessen Produkte mich schon lange neugierig gemacht hatten. Ich zog ein Paar an … und kaufte es, denn es fühlte sich spontan einfach gut an.

Und wieder einmal begann ich mit dem Laufen. Noch immer mit beträchtlichen Schmerzen – jedoch mit gefühlt anderen Schmerzen. So als wenn sich die Gelenke und Sehnen wieder in ihre Ursprungsposition zurück bewegten. Jedem Lauf mit – sukzessive nachlassenden – Schmerzen folgte in der Ruhephase ein deutliches Zeichen der Besserung. 100 Kilometer wollte ich diesem Lauf-Test geben, gedauert hat das den gesamten November. Und danach war vieles besser.

Gefühlt ein kleines Wunder. Glücksmomente.

Und nun stehe ich hier auf dem letzten Abschnitt des Küstentrails auf Teneriffa und blicke auf einen schmerzfreien Januar 2019 zurück, mit sage und schreibe 210,9 Kilometern Laufleistung. Ein Moment, an den ich nicht mehr geglaubt hatte, ihn jemals noch einmal erleben zu dürfen.

Das ist mir wichtig

Ich möchte ganz klar feststellen, dass diese Schilderung überhaupt keine Wertung von Produkten darstellt. Kann es auch nicht. Verstehe mich bitte richtig, lieber Leser! Manche Philosophien (z.B. Mittelsohlen-Konzepte u.a.) passen dem einen und dem anderen nicht. Vielleicht so wie bei Skischuhen, Formel-1-Autos oder anderen Beispielen aus dem Sport. Mitunter passt es nicht, obwohl die Qualität des Produkts – ohne Diskussion – auf der allerhöchsten Stufe steht. Hier wie dort.

In der Retrospektive fiel mir ein Aspekt auf, der wirklich interessant für mich ist. Müsste ich nämlich den Schuh wählen, der meinem Fuß in den letzten 10 Jahren am besten gepasst hat, dann fällt die Wahl auf einen Schuh, der verblüffende Ähnlichkeit mit den Schuhen besitzt, die mir gerade so gut tun (siehe Foto unten, 2011). Eine Sohlenkonstruktion, die für meine Füße und Lauftechnik offenbar maßgeschneidert ist. Für mich wie Laufen auf Wolken.

Warum nun dieser Text? Ich möchte eine Erfahrung teilen, die dir vielleicht hilft. Meine Geschichte soll zeigen, wie diffizil und schwierig das Thema „Wahl des Laufschuhs“ ist. Natürlich ist das keine Neuigkeit. Das wusste ich auch – doch die Auswirkungen waren doch unerwartet.

Einfach ist nicht einfach

Vier Jahre sind eine lange Zeit und die Verzweiflung, die sich eingestellt hatte, wich dann irgendwann der Resignation. Sie führt dann zu einer Akzeptanz der Situation. Ich hatte immer gehofft, wieder einmal schmerzfrei laufen zu können. Am Ende scheint es nun gelungen zu sein. „Einfach“ nur durch die Wahl eines völlig anderen Schuh-Konzepts. Das bedeutet nicht, dass es sich um ein Rezept für dich handelt. Es bedeutet aber, dass du nicht aufgeben solltest. Es bedeutet, du solltest jede Möglichkeit durchspielen und versuchen. Und nochmals: Es handelt sich auch nicht um eine Wertung pro oder contra gegenüber Herstellern. Jeder renommierte Hersteller entwickelt hochqualitative Schuhe! Es zeigt einfach nur, wie individuell diese Thematik zu handhaben ist – und wie individuell dein Fuß und das darauf stehende „Gerüst“ ist.

Es ist wie es ist. Ich laufe wieder.

Und genau das wünsche ich dir auch, lieber Leser, falls du mit ähnlich gearteten Problemen kämpfst. Gib nicht auf, die Lösung liegt meistens im Körper. Besonders dann, wenn kleine klare Diagnose zu treffen ist! Das Auffinden der Ursache ist die komplexe Aufgabe. Viel Glück und Erfolg wünsche ich dir!

Anmerkung

Diesen Text habe ich bereits im Februar geschrieben und ihn immer wieder geschoben. Deshalb nun die Meldung per Mai: ich hatte nie wieder Kniebeschwerden, komme wieder in die ganz tiefe Hocke und bin einfach nur glücklich über diese Entwicklung. Gleichzeitig ist das Erstaunen groß, welche Wirkung die Wahl der Schuhe individuell haben kann. Schade, dass ich gerade mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber ein ganz anderes Problem habe, doch auch das geht vorüber.