Triathlon: Training & Tipps

Ironman Hawaii: Schnelle Radfahrer gleich langsame Schwimmer?

Die World-Championships auf Hawaii brachten in diesem Jahr vor allem eins: ein furioses und sehr spannendes Rennen. Herzlichen Glückwunsch an Patrick Lange, den neuen Weltmeister!

Geht man in die Analyse des Rennens, so ergeben sich immer viele wenn-dann-wäre-Szenarien. Viele Theorien ranken sich um das taktisch beste Rennen. Fragen werden gestellt, weshalb der eine Athlet nicht hier oder dort etwas mehr hätte leisten können oder sollen. Wer aber jemals eine Langdistanz absolviert hat, und speziell auf Hawaii, der weiß, was alles passieren kann. Und viele Dinge, die passieren, sind weder geplant noch kann man sie erahnen. 

Und das betrifft im Kern die Spitzensportler, die Profis der Triathlon-Szene. Denn hier kämpft man nicht nur mit sich und den Umgebungsbedingungen, sondern absolviert sein Rennen immer auch im Kontext dessen, was um ihn herum passiert. Der Mitbewerber beeinflusst immer auch das eigene Rennen, das liegt in der Natur der Sache. Besonders dann, wenn der Weltmeister-Titel ausgefochten wird. Vielleicht macht es demzufolge den Champion aus, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen? Oder unbeeinflusst „sein Ding“ durchzuziehen? Leichter gesagt als getan.

Geht man in die Analyse, so fällt mir ein interessantes Detail auf. Möglicherweise nicht rennentscheidend … oder vielleicht doch …?

So sind die drei Spitzenreiter auf dem Rad-Parcours allesamt neue „all-time“-Rekordzeiten gefahren, die deutlich unter der bisherigen Bestmarke von Normann Stadler aus dem Jahr 2006 mit 4.18.23 Stunden (41,9 km/h) liegen. Die Bestmarken 2017:

  1. Cameron Wurf in 4.12.54 Stunden
  2. Lionel Sanders in 4.14.19 Stunden
  3. Sebastian Kienle in 4.14.57 Stunden

Gleichzeitig sind diese Athleten aber im Vergleich mit den Top-Schwimmern unter den Profis die langsamsten Schwimmer gewesen

37. Platz Lionel Sanders in 53.41 Minuten

38. Platz Sebastian Kienle in 53.44 Minuten

44. Platz Cameron Wurf in 53.49 Minuten

Im Vergleich dazu lag die Spitzengruppe bei Zeiten um 48 Minuten, z.B. Jan Frodeno als Zweiter in 48.27 Minuten und Patrick Lange mit 48.45 Minuten als Elfter.

Eine schlechte Ausgangsposition also. Jedoch auch: eine sicherlich optimale Konstellation für diese drei Athleten, ihre Rad-Stärke gemeinsam auszuspielen und sich an die Spitze des Feldes zu setzen. Denn zum Ende der 180 Kilometer langen Radstrecke auf Big Island waren es genau diese drei Sportler, die die Wechselzone 2 als erste errichten.

  1. Cameron Wurf in 5.09.04 Stunden
  2. Lionel Sanders in 5.09.58 Stunden
  3. Sebastian Kienle in 5.10.39 Stunden
  4. Jan Frodeno in 5.11.19 Stunden

Was wäre wenn … – und da ist sie wieder, die Frage aller Fragen. Wenn nämlich diese drei Sportler früher aus dem Wasser gekommen wären oder einfach bessere Schwimmer wären. Vielleicht hätte es in den Fall nicht einmal einen Rad-Rekord gegeben, da sich die Taktik ganz anders dargestellt hätte. 

Fest steht, das Schwimmen ist und bleibt die Auftaktdisziplin, die den gesamten Rennverlauf entscheidend prägt. Auch wenn die Wettkampfdauer mit deutlich unter eine Stunde klar hinter der Zeitdauer des Radfahrens und des Laufens liegt, so ist ein deutlicher Rückstand zum Beginn des zweiten Rennabschnittes nie vorteilhaft. Zieht man den möglicherweise – nimmt man eine eher ungünstige Schwimmtechnik der genannten Athleten an – höheren Energieverbrauch im Wasser hinzu, ergeben sich noch einmal ganz andere Hochrechnungen.

Viele Chancen. Neue Strategien für das kommende Jahr?

Hätte, wäre, wenn. Es wird interessant, zu sehen, wie die „Überbiker“ mit diesem Ergebnis umgehen und im kommenden Jahr reagieren. Das macht den Sport so lebendig. Lebendiger denn je, möchte man fast meinen angesichts der diesjährigen Leistungsdichte im Profifeld der Herren. Es war ein tolles Rennen!

Und an dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch an alle Finisher! Bravourös!

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