Wer schnell sein will, muss leiden
Im Frühjahr fällt es mir immer besonders auf. Da diskutieren Triathleten gerne mal über ihre Herzfrequenzwerte und das strenge Einhalten der oberen Grenze. Manchmal scheint es mir, als halte man dabei die untere Grenze nicht einmal ein. Keine Unterstützungslinie nach unten, würde der Banker sagen. Bloß nicht zu hart trainieren, man könnte ja seinen Trainingserfolg behindern. Genau das tut man aber konsequent, wenn man immer nach dem selben Muster trainiert. Manche Kritiker sagen, es handle sich dann eher um Bewegung und nicht um Training. Also ab und zu die Widerstandslinie nach oben hin durchbrechen, um den Börsenjargon nochmals zu bemühen.
„Mein Trainer hat gesagt …“, ist auch ein oft vernommener Satz. Ja, der sollte es eigentlich wissen! Doch viele Trainer trauen sich nicht, haben keine guten Quellen oder waren selbst nie im Hochleistungssport aktiv. Dann weiß man nämlich, dass man nur über ein gesundes Maß an Leidensfähigkeit zu überdurchschnittlichen Leistungen kommt. Bitte nicht falsch verstehen: Aber man muss sich einfach weh tun können!
Nun habt mal Mut! Wer nicht z.B. bei jeder (jeder!) Trainingseinheit im Wasser mindestens einmal eine Serie schwimmt, die ihn so richtig fordert, der verschenkt seine Zeit. Richtig erstaunt ist man, wenn man in einem Interview eines Triathlonprofis liest, dass er den gesamten Winter über die Intensitäten vergessen hat. Und plötzlich hat er Mühe, wieder Anschluss an seine früheren Leistungen zu finden. Danke für die Ehrlichkeit! Also betrifft das nicht nur den Hobbysportler sondern eine ganze Schar an Athleten.
Raus aus dem Komfortbereich – genau darum geht es! Um die Fähigkeiten, die man sich den Sommer über mühsamst aneignet (weil man wieder einmal viel zu spät mit den Intensitäten begonnen hat) und plötzlich im Herbst einfach mal so aus der Hand gibt. Eine schlechte Taktik, wie ich meine. Denn das Auffrischen der wettkampfspezifischen Fähigkeiten kann im Frühjahr dann schon mal ziemlich lang andauern. Klug beraten ist, wer auch im Winter und Frühjahr immer wieder mal und dennoch regelmäßig, punktuell Tempo, Intensitäten und gesunde Härte in sein Training einpflegt. Da startet man gleich auf einem deutlich höheren Niveau aus dem Winter heraus und die Weiterentwicklung ist dann die logische Folge. Und darum geht´s doch: besser werden! Eine Aktie, deren Kurs nach oben ausbricht. Die will doch jeder haben oder noch besser: jeder sein. Eben deshalb:
Wer schnell sein will, muss leiden (können und mögen).