swim 40: Artikel über Kopfsachen
Macht oder Ohnmacht – vieles entsteht im Kopf
Für die Ausgabe Nummer 40 der Zeitschrift Swim habe ich mich einem meiner bevorzugten Themen beschäftigt. Mit über vier Jahrzehnten Erfahrung als Sportler und Trainer weiß man, wie wichtig es ist, sich mit der Steuerzentrale, dem Gehirn, auseinander zu setzen.
Deshalb war es eine Freude, diesen Artikel zu verfassen. Hier ist eine Leseprobe. Das Magazin gibt es am Kiosk.
Kopfsache
von Holger Lüning
Wer von Sport spricht, der spricht auch immer von Gesundheit. Und jeder passionierte Sportler weiß, wie wohl man sich nach einer Trainingseinheit fühlt. Die Wechselwirkung von Körper und Geist ist unumstritten, auch wenn der französische Philosoph René Decartes (1596-1650, „Ich denke, also bin ich.“) hartnäckig seine Überzeugung vertrat, dass es sich um zwei geteilte Einheiten handele. Auch wenn sich diese Theorie des Rationalismus mitunter noch immer findet, weiß man, wie wichtig die bewusste Interaktion zwischen Gehirn und Körper ist. Und spätestens wenn man beim leistungsorientierten Sport angelangt ist, wird die Tragweite deutlich, die mit dieser Interaktion verbunden ist. Denn sie sollte nicht von Zufall, sondern von zielgerichteter Strategie geprägt sein.
Dazu muss es gar nicht erst zum Wettkampf mit sich oder anderen kommen, um zu realisieren, welche Bedeutung die Befehlszentrale auf die Funktion der Organe hat. Man möchte fast meinen, das Gehirn steht in der Hierarchie der Entscheidungen, ob, wie lange und vor allem wie hoch wir uns als Sportler belasten oder sogar ausbelasten weit über dem Körper als Entscheidungsträger. Und dazu gibt es einige interessante Untersuchungen, die Ihnen die Weg aufzeigen könnten, wie Sie Ihre Leistung zukünftig noch besser steuern können. Schauen wir uns eine Studie an.
Zwei Sportlergruppen wurden einer Untersuchung unterzogen, wobei eine Gruppe vor einem Ergometer-Test einen unterhaltsamen Film ansah und die andere Gruppe einen herausfordernden Reaktionstest absolvierte. In der anschließenden Belastung brach die Reaktionstest-Gruppe den Sporttest 15% früher ab als die Film-Gruppe im Vergleich zu ihren jeweiligen individuellen Vergleichswerten. Daraus schlossen die Wissenschaftler die folgende Erkenntnis. Offenbar führt eine vorherige Ermüdung des Gehirns zu einer Drosselung der körperlichen Leistungsabgabe. Dies lässt wiederum die Vermutung zu, dass das Gehirn bei eigener Ermüdung nicht mehr in der Lage ist, den Organismus bis in die hohen Intensitätsbereiche zu steuern. …“