Triathlon Training: Analyse eines Olympioniken
43 Wochen Vorbereitung auf Tokio in der Analyse
Man kann eigentlich gar nicht genug Informationen über das Training von Spitzenathleten bekommen. Denn mit jeder weiteren Aufarbeitung oder Darstellung dessen, was ein Profisportler trainiert, wird vor allem eines deutlich: eine reine copy-and-paste-Strategie funktioniert für den Top-Sportler genauso gut wie für einen Hobbysportler. Nämlich eher selten bis gar nicht gut. Und die Trainingsdaten eines Profis auf das Amateur-Training (wenn auch reduziert) umzulegen, ist auch nicht immer sinnvoll.
Unterschiedliche Zeitbudgets
So ist z.B. allein das Zeitbudget eines Profisportlers einfach nicht vergleichbar mit den Möglichkeiten eines Amateursportlers, der neben dem Training auch noch den Beruf und das soziale Leben in den Tagesablauf integrieren muss. So gilt es also, den individuell besten Weg zu finden, um mit den vorhandenen Zeitfenstern effektiv umzugehen. Entscheidend ist es deshalb, die Wirkungsmechanismen innerhalb der Trainingsstrategie eines Top-Athleten zu erkennen, um daraus Erkenntnisse abzuleiten.
Doch um das alles festzustellen, muss man ja erst einmal wissen, wie sich die Trainingsplanung eines – z.B. hier – Olympia-Teilnehmers auf der Kurzdistanz darstellt. Deshalb habe ich mich gefreut, diese Studie hier gefunden zu haben. Sie gibt weitere Aufschlüsse. Und nicht nur das: wir sehen hier selbst im Spitzenbereich z.T. sensationelle Verbesserungen in einer 43-Wochen-Periode. Sehr erstaunlich!
Es handelt sich dabei übrigens um den spanischen Triathleten Fernando Alarza (Jahrgang 1991), der im Einzelwettbewerb auf dem 12. Platz landete.
Hier die Zusammenfassung.
Titel der Studie
Road to Tokyo 2020 Olympic Games: training characteristics of a world class male triathlete
Autoren: Cejuela, R. & Sellés-Pérez, S. (2022)
Erschienen in: Frontiers in Physiology, 13, 835705. – Link zum vollständigen Text > KLICK
Inhalt der Studie
Es besteht ein wachsendes Interesse an der wissenschaftlichen Literatur zur Berichterstattung über Trainingsprogramme von hochkarätigen Ausdauersportlern. Diese Fallstudie berichtet über das Trainingsprogramm eines männlichen Weltklasse-Triathleten, der sich auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 (2021) in Tokio vorbereitet.
Methode und Ergebnisse
Es wird ein Makrozyklus von 43 Wochen dargestellt.
Der Triathlet absolvierte durchschnittlich 14,74 ± 3,01 h wöchentliches Ausdauertrainingsvolumen (siehe Tabelle unten).
Die Trainingsintensitätsverteilung (TID) betrug 81,93 % ± 6,74 % (VT1) – 7,16 % ± 2,03 % (VT1-VT2) – 10,91 % ± 6,90 % (>VT2) für die Zonen 1 (niedrige Intensität, <VT1), 2 (mäßige Intensität, VT1-VT2) und 3 (hohe Intensität, >VT2).
Das pyramidale TID-Modell wird während der Anfangsstadien der Periodisierung und das polarisierte TID-Modell am Ende des Makrozyklus beobachtet.
Der VO2-Spitzenwert des Triathleten stieg beim Radfahren um 20 % und beim Laufen um 14 %.
Die Spitzenleistung wurde beim Radfahrtest um 3,13 % und die Spitzengeschwindigkeit beim Lauftest um 9,71 % erhöht.
(Anm.: er lief in Tokio eine Zeit von 30:42 Min über die abschließenden 10 Kilometer).
Schließlich belegte der Triathlet bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio den 12. Platz in der olympischen Distanz (Anm.: 1:18 Min hinter dem Olympiasieger) und den 10. Platz in der gemischten Staffel.
Übersicht der 43 Trainingswochen (entnommen aus der Studie, Link oben)