Anforderungen an einen 2-Stunden-Marathonläufer
Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen für ein 21-km/h-Tempo?
Der Marathonlauf ist faszinierend! Nicht erst seit dem ersten 42,195-km-Lauf unter der magischen 2-Stunden-Marke durch Eliud Kipchoge im Oktober 2019 in Wien beeindrucken uns die Bilder von den Stadtmarathons und ich bin mir sicher, dass viele meiner Leser diese Strecke schon einmal selber gelaufen sind. Genau dann spürt man die Vielfalt der Emotionen und der körpereigenen Prozesse, die man, so gut es geht, kontrollieren möchte. Mal gelingt es besser, mal weniger gut. Und bei einer Triathlon-Langdistanz sieht das noch einmal ganz anders aus. Fest steht: der Marathonlauf steckt voller Überraschungen und Geheimnisse. Ein Rätsel steckt auch drin – wie kann ein Mensch zwei Stunden lang mit einer Geschwindigkeit von über 20 km/h laufen?
Mit 60 Kg Körpergewicht zu schwer?
Genau das ist das Thema dieses Beitrags. Welche Voraussetzungen braucht es denn eigentlich, wenn man den Marathon unter 2 Stunden laufen möchte? Gibt es Voraussetzungen hinsichtlich des Körperbaus, des Gewichts, die unerlässlich sind? Was natürlich um Umkehrschluss auch bedeuten kann, dass solche Leistungen für manche Sportler niemals erreichbar sein werden. Wissenschaftler waren unmittelbar beim Nike-Projekt „Breaking2“ dabei und lassen uns teilhaben an den Erkenntnissen. Hier die Zusammenfassung der Ergebnisse.
Titel der Studie
Physiological demands of running at 2-hour marathon race pace
Autoren: Jones, A. M., Kirby, B. S., Clark, I. E., Rice, H. M., Fulkerson, E., Wylie, L. J., Wilkerson, D. P., Vanhatalo, A. & Wilkins, B. W. (2021)
Erschienen: Journal of Applied Physiology, 130 (2), 369-3790
Inhalt der Studie
Die Anforderungen für das Laufen eines 2-Stunden-Marathons wurden ausführlich diskutiert, aber die tatsächlichen physiologischen Anforderungen für das Laufen mit ~ 21,1 km / h wurden bislang nicht veröffentlicht.
Methode und Ergebnisse
Wir haben daher im Rahmen des Nike-Marathonprojekts „Breaking 2“ physiologische Bewertungen durchgeführt und die Laufökonomie (O2-Kosten) gemessen, während Weltklasse-Distanzläufern mit ~ 21,1 km / h liefen.
An verschiedenen Tagen absolvierten 16 Weltklasse-Distanzläufer (Alter 29 ± 4 Jahre; Größe 1,72 ± 0,04 m; Masse 58,9 ± 3,3 kg) einen inkrementellen Laufbandtest zur Bewertung der submaximalen Stoffwechsel-Aufwendungen von VO2peak, O2 Laufen, Laktatschwelle und Laktat-Wendepunkt sowie ein Streckentest, bei dem sie kontinuierlich mit 21,1 km / h liefen.
Der im Labor ermittelte VO2-Peak betrug 71,0 ± 5,7 ml / kg / min, wobei die Laktatschwelle und der Laktat-Wendepunkt bei 18,9 ± 0,4 und 20,2 ± 0,6 km / h auftraten, was 83 ± 5% und 92 ± 3% VO2peak entsprach.
Sieben Athleten konnten im Freien mit 21,1 km / h einen stationären VO2-Wert erreichen. Die durchschnittlichen O2-Kosten für diese Athleten betrugen 191 ± 19 ml / kg / km, so dass für das Laufen mit 21,1 km / h ein absoluter VO2 von ~ 4,0 l / min erforderlich war und 94 ± 3% VO2peak repräsentierten.
Fazit der Autoren der Studie
Wir berichten über neuartige Daten zu den O2-Aufwendungen für das Laufen im Freien bei 21,1 km / h, die eine bessere Modellierung möglicher Marathonleistungen von Spitzensportlern ermöglichen. Unter Verwendung des in dieser Studie gemessenen Werts für die O2-Aufwendungen würde ein Marathon unter 2 Stunden einen 59 kg schweren Läufer erfordern, um eine VO2 von ungefähr 4,0 l / min oder 67 ml / kg / min aufrechtzuerhalten.