Test Dauerschwimmen: Garmin Swim und moov swim
Mit der Garmin Swim (149,00 Euro) und der moov swim (79,99 USD) treten zwei recht unterschiedliche Sportuhren an, die beide dasselbe wollen: das Schwimmen im Pool genauestens erfassen, um dem Sportler eine umfassende Analyse seiner Leistung zu ermöglichen. Dabei ist die Garmin Swim seit geraumer Zeit auf dem Markt etabliert und erfreut sich besonders bei Hobbyschwimmern und Triathleten größter Beliebtheit. Die kleine moov swim hingegen ist ein echter Multisportler und traut sich, sowohl die Schwimmleistung wie auch einige Laufparameter und Schattenboxen-Workouts über die kostenlose App zu erfassen. Darüber hinaus bietet sie, wenn beidseitig getragen, eine Fülle von zusätzlichen Einsatzzwecken. Einen Einblick in dieses Leistungsportfolio gibt ein Test des Handelsblatts (klick). Viel Leistung kann aber im entscheidenden Moment auch schnell eine Schwäche darstellen. Nämlich dann, wenn man zu viel können möchte.
Um den praktischen Nutzen zu erfahren, bin ich deshalb ins Wasser gestiegen und habe beide Uhren gleichzeitig getragen. Somit waren beide denselben Rahmenbedingungen ausgesetzt, die wie folgt aussahen:
Ort: Hallenbad, 50m-Bahn – Aufgabe: 800 Meter Dauerschwimmen in 10.40 Min (Zeit-Vorgabe 40 Sek/50m)
Die ermittelten Zeiten der beiden Devices sah dann so aus (Abweichungen in rot):
Die mobile Ansicht auf dem Smartphone (hier li/re).
Auch wenn die Zeiten im Mittel recht dicht beieinander lagen, so erkennt man doch einige unerklärliche Diskrepanzen. Zusammenfassend muss man feststellen, dass die moov mit ihrem Sensor die etwas genaueren Daten hervor brachte.
Hier liegt die angenehm leichte und kleine moov also knapp vorne, wobei sie mit einem ganz dicken Malus im Handling aufwartet. Zwar ist das Gerät sportlich zu tragen und stört so gut wie gar nicht, doch genau an diesem Punkt scheitert der praktische Einsatz. So kann man die Aufnahme der moov ausschließlich am Smartphone starten, da es weder Knöpfe noch ein Display auf dem Gerät gibt. Das bedeutet: entweder nimmt man die gesamte Trainingssession auf oder man springt zwischendurch aus dem Wasser, trocknet sich ab und startet die Aufnahme mühsam über Bluetooth mit dem Handy. Das ist für den Sportschwimmer, der nur ab und zu einmal eine Serie aufnehmen möchte, leider zu umständlich. Zusätzlich erfolgt auch die Auswertung ebenfalls ausschließlich am Smartphone (siehe Screenshots rechts), was die genaue Analyse fast unmöglich macht.
Bei der Garmin kann man vorab auf dem Display des Smartphones die wichtigsten Facts abrufen (s. Screenshot oben links) und später auf der Auswertungsplattform Garmin Connect die Session nochmals in der Tiefe analysieren. Das sieht dann in etwa so aus (Screenshots):
Alles in allem bietet die Auswertung auf Garmin Connect deutlich mehr inhaltlichen Wert und macht richtig Spaß, wenn da einerseits nicht die Abweichungen bei den Zwischenzeiten wären (vielleicht ein Einzelfall) und andererseits der wirklich ärgerliche Schnitzer. Was nämlich nicht passieren darf, ist die falsche Übernahme von Fachbegriffen aus dem Englischen. Sieht man sich die Zugzahl auf der mobilen Ansicht einmal genauer an und studiert die Auswertung über Garmin Connect, muss man doch ganz stark ins Grübeln kommen.
So haben die Übersetzer bei Garmin schlicht die Begrifflichkeit von „stroke“ in „Züge“ übersetzt! Im vorliegenden Fall wird eine Zugzahl pro Bahn von 20 Zügen angegeben. Tatsächlich sind es aber 40 Züge gewesen. Die Garmin misst also Zyklen und nicht Züge (bzw. die Züge des Arms, an dem die Uhr getragen wird)! Als User müsste man deshalb den Wert der Kraulzüge mit dem Faktor „2“ multiplizieren, um den tatsächlichen Wert zu erhalten. So kann es passieren, wenn ein Ingenieur mit einem Übersetzer spricht, ohne einen Fachexperten hinzu zu rufen. Der hätte nämlich ganz schnell festgestellt, dass die „stroke rate“ besser in „Zyklen“ übersetzt wird und nicht in „Züge“ – oder aber der Wert je nach Schwimmart angepasst werden muss. Bei Wechselzugschwimmarten wie dem Kraul- und Rückenschwimmen ergeben folgerichtig je ein linker plus ein rechter Armzug einen kompletten Bewegungszyklus. Bei den Gleichschlagschwimmarten Brust- und Delphinschwimmen hingegen entspricht ein Zug auch einem kompletten Zyklus. Aus meiner Sicht ein Fehler, der so nicht passieren dürfte! Die Aussagen sind demzufolge schlicht unkorrekt.
Somit muss in diesem Zusammenhang auch die korrekte Ermittlung des SWOLF-Wertes (Swim & Golf) angezweifelt werden. Über den SWOLF-Wert und seine Aussagekraft werde ich in nächster Zeit noch einmal reflektieren, weil viele Sportler den Wert als ein Gütekriterium ihrer Schwimm-Effektivität betrachten. Das ist pauschal gesprochen so nicht unbedingt richtig und bedarf einer Erklärung.
Fazit des Dauerschwimm-Tests:
Für mich persönlich sind beide Uhren durchaus nette Helferlein, wenn man zur Abwechslung einmal ein paar Daten über das Schwimmen ermitteln möchte, die einem sonst nur ein Trainer am Beckenrand mitteilen kann. Für den Einsteiger und „trainer-losen“ Sportler sind deshalb beide Uhren ein wirklich nützliches Tool. Allerdings haben beide ihre Schwächen und sind somit beim Training des Sport- und Leistungsschwimmers schon einmal überfordert. Hier bieten sie zum Teil nur Annäherungen an die tatsächliche Leistung und wie Falle Garmin (siehe: Züge pro Bahn) auch falsche Aussagen (Garmin bitte schnell korrigieren!). Im zweiten Teil des Tests geht es in einen 4×200-Meter-Test, um zu sehen wie sich beide Testuhren im Intervall-Betrieb schlagen.