Training & Corona
Die große Herausforderung der anderen Art
Online-Challenges und -trainings haben Hochkonjunktur. Und das ist gut so, um zu zeigen, dass sich jeder Sportler gerade in einer schwierigen Situation befindet. Ob es die Plank-Challenge, der Frodo-Friday oder die Laktat-Partys sind – Ideen gibt es viele. Was stellt man nun konkret damit an?
Natürlich möchten wir alle die Form, die wir bisher aufgebaut haben, mindestens erhalten. Manchen spukt auch immer der große Wettkampf-Termin des kommenden Sommers im Kopf herum. Womöglich stehst du sogar vor deiner ersten Langdistanz und siehst deine Chancen auf eine adäquate Vorbereitung Tag für Tag dahinschmelzen. Und das Schlimme daran: Träume zerplatzen in den eigenen vier Wänden bei bester Gesundheit. Ein ungutes Szenario für einen ganz anderen „Leistungserbringer und -ermöglicher“: das Gehirn.
Gefahr Burn-Out?
Blicken wir einmal in den Tag hinein. Der ist aktuell mit derart vielen Herausforderungen, Fragestellungen und organisatorischen Aufgaben überfrachtet, dass die Kommandozentrale auf Hochtouren läuft. Kommen dann noch Gedanken einer schwierigen beruflichen Zukunft hinzu, ist die Kapazität erschöpft. Das Gehirn verbraucht schon in Ruhe fast 20% der Energien. Aktuell dürfte es sogar noch mehr sein.
Setzen wir dann noch ein Pflicht-Training auf diese Erschöpfung obendrauf, so kann es schnell seine Rolle der mentalen Entlastung und der Freude an der Bewegung verlieren und zu einem echten Stressfaktor werden. In diesem diesem Moment fängt es an, problematisch zu werden.
Balance-Challenge
Deine, meine, unsere Aufgabe als Vollblutsportler ist es nun, die Balance zu finden. Die Waage zwischen Be- und Entlastung herzustellen. Mit anderen Worten: achte darauf, dein Immunsystem zu stärken, indem du nicht an jeder (Laktat-)Party teilnimmst. Kümmere dich um wertvolle Momente, die dir gut tun, dich verwöhnen und dich mental stärken.
Resteffekte geben Entwarnung
Vladimir Issurin, ein israelischer Wissenschaftler, hat die sogenannten Resteffekte des sportlichen Trainings bestimmt. So weiß man relativ gesichert, dass die Fähigkeiten „Grundlagenausdauer“ und „Maximalkraft“ für bis zu 30 Tage auf einem sehr hohen Niveau verbleiben – auch wenn man sie nicht explizit trainiert. Gute Nachrichten!
Mehr Informationen zu den Resteffekten > hier.
Andere Fähigkeiten hingegen wie die „Anaerobe Ausdauer“ und vor allem die „Schnelligkeit“ verlieren nach 3-10 Tagen an Qualität. Daraus ergibt sich eine Handlungsstrategie für das eingeschränkte Training. Konzentriere dich in den Trainings z.B. auf HIIT-/Tabata-Training sowie schnelle, kurze Bewegungen (Sprünge, schnelle Züge am Zugseil u.ä.). Damit kannst du diese Fähigkeiten bestens konservieren.
Super-Effekt: Beweglichkeit & Stabilität
Und zu guter Letzt´ sind da noch zwei Bereiche, die du genau jetzt effektiv trainieren kannst. Kümmere dich genau jetzt um deine Beweglichkeit! Je flexibler dein Muskel ist, desto leistungsfähiger ist er. Stell dir ein Gummi vor. Ist ein Gummi alt und spröde ist es weder leistungsfähig noch gegen Überdehnungen gewappnet. Im schlimmsten Falle reißt es dann nämlich!
Lange und flexible Muskeln sind leistungsfähiger und weniger anfällig gegenüber Verletzungen. Die allerbeste Voraussetzung für deine Performance. Und der Moment ist ideal, da sich das Training ohne Probleme in den eigenen vier Wänden durchführen lässt.
Gleiches gilt für das Training der Rumpfstabilität. Jetzt! Arbeite jetzt an den Schwachstellen, um genau dann, wenn es wieder an die frische Luft geht, schnell in das intensive Ausdauer-Training zurückkehren zu können.
Achte auf deine Gedanken!
Und ein persönlicher Tipp zum Schluss. Mache dir nicht so viele Gedanken über Dinge, die du nicht beeinflussen kannst. Hör dir gut zu, welche Worte du benutzt und achte darauf, einen zuversichtlichen Wortschatz zu verwenden. Denn dein Unterbewusstsein hört dir gut zu. Verwöhne dich mit guten Gedanken, höre Podcasts, sortiere Urlaubsfotos, dehne dich entspannt bei guter Musik. Dann entsteht das Wichtigste, das passieren kann: innere Balance und mentale Stärke!
Viele Chancen! Nimm sie an. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei. Holger