swim 30: Warum dauert das Training so viel länger als der Wettkampf? Geht es auch anders?
Für die swim 30 habe ich mich mit der Frage auseinander gesetzt, weshalb man im Schwimmsport auch als Sprinter, der im Spitzenbereich zwischen 20-30 Sekunden unterwegs ist, stundenlang trainieren muss. Warum gehen Trainings- und Wettkampfzeit so weit auseinander?
Hier eine Leseprobe:
Wie viele Meter muss ein Sprinter im Training schwimmen?
Muss ein Sprinter für eine Leistung, für die er eine halbe bis eine Minute benötigt, wirklich viele Kilometer im Wasser zurücklegen? Wir blicken in die verschiedenen Theorien.
Von Holger Lüning
Es ist fast egal, in welche Lebensbereiche man blickt. Fast immer ist die Phase des Lernens, Übens und Trainierens länger als die Zeitspanne der eigentlichen Leistungserbringung. Ganz gleich, ob man für eine Abschlussklausur büffelt, sich auf eine Turnübung vorbereitet oder einen kurzen Sprint im Wettkampf absolviert. Die Zeit der Vorbereitung liegt in ihrem Umfang weit über der Leistungszeit – was die Frage aufwirft, weshalb das so ist. Oder anders: muss das zwingend so sein?
Blicken wir in den Schwimmsport, so findet man die kürzesten Wettkampfdistanzen auf den Strecken 50 und 100 Meter. Beide Strecken werden weitläufig als die Sprinterstrecken bezeichnet, da hier die Fähigkeit der Grundschnelligkeit ein wesentliches Merkmal für überdurchschnittliche Leistungen ist. So entsteht schnell die Meinung, dass die Spezialisten über diese Strecken Sprinter sein müssen. Vergleicht man die Leistungsdauer mit Strecken aus der Leichtathletik verschiebt sich diese Ansicht vielleicht etwas.
So sind zeitlich die 50 Meter im Schwimmsport analog zu den 200 Metern auf der Tartanbahn und die 100 Meter im Becken mit der großen Stadionrunde über 400 Meter gleichzusetzen. Die Belastungszeiten im Spitzenbereich liegen nahezu deckungsgleich bei 20-25 bzw. 45-55 Sekunden je nach Disziplin. Nun ist ein 400m-Läufer aber sicherlich kein lupenreiner Sprinter, wie es ein Usain Bolt beispielsweise ist, um in der Leichtathletik zu bleiben. Dieser würde bei einem Versuch über 400 Meter gegen die dortigen Spezialisten keine Chance haben, obwohl er über die besten Speedqualitäten verfügt. Insofern ist es doch gar nicht so einfach, die Kurzstreckenschwimmer in die allgemeine Sprinter-Schublade des Sports zu stecken.
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