Was bringt ein Stundentest?
Die Jagd nach dem eigenen Stundenrekord!
Eine Rekorddisziplin sorgt alljährlich für Aufsehen: das Streben, in 60 Minuten eine möglichst weite Strecke zurück zu legen. Zeit für Ihre Stundenrekorde!
Von Holger Lüning
Die ersten Sonnenstrahlen dürften nun auch den letzten ambitionierten Triathleten aus der Frühjahrsmüdigkeit geholt haben. Wahrscheinlich füllt sich das Trainingstagebuch bereits mit ansehnlichen Umfangswerten. Fast immer ist es die Distanz, die im Training die bestimmende Rolle spielt, wenn es um die Frage der Länge einer Trainingseinheit geht. Schließlich ist ja genau dies der Kerninhalt eines Wettkampfs: eine gegebene Strecke in möglichst kurzer Zeit zu absolvieren.
Häufig, zum Ende einer Saison jedoch, gerät eine Disziplin in den Fokus der sportinteressierten Öffentlichkeit, die das System umdreht: wie viele Meter oder Kilometer schaffe ich in exakt 60:00 Minuten? Spätestens seit dem Stundenweltrekord von Radprofi Sir Bradley Wiggins, der sage und schreibe 54,1526 Kilometer im olympischen Velodrom in London zurücklegte, ist die Attraktivität dieser Herausforderung wieder deutlich geworden.
Wie halten es da eigentlich die anderen beiden Disziplinen? Haile Gebrselassie steht mit 21,285 Kilometern seit 2007 mit seinem Lauf in Ostrova in der Rekordliste. Bei den Frauen war es die Äthiopierin Dire Tune die am selben Tag und Ort 18,517 Kilometer lief. Im Schwimmen hat sich diese öffentlichkeitswirksame Herausforderung leider noch nicht zu einem Stelldichein der Top-Stars entwickelt. Übermittelt werden hier Werte wie die 5.823,15 Meter des Spaniers Marc Sanchez anlässlich eines Einladungsmeetings in Frankreich. Beim selben Wettbewerb schwamm die Spanierin Mireia Belmonte 5.591,90 Meter und gilt als inoffizielle Rekordhalterin.
Ist Ihr Ehrgeiz nun geweckt? Gut so! Der Stundentest genießt vor allem im Schwimmen ein hohes Ansehen, um die Entwicklung der Ausdauerfähigkeiten zu ermitteln, zu dokumentieren und über eine lange Trainingsperiode hinweg als wichtiges Steuerungsinstrument zu nutzen. Daneben erzielen Sie einen hervorragenden Trainingseffekt, wenn Sie sich einmal ganz bewusst mit der Zeit als Taktgeber Ihrer Trainingseinheit auseinander setzen. Suchen Sie sich auf jeden Fall ein 50-Meter-Becken für Ihr Vorhaben aus. Auch hier hilft es, in der Trainingsgruppe für dieses Vorhaben zu werben. In der Gruppe macht dieser Test einfach deutlich mehr Spaß. Zudem sorgt das Gemeinschaftserlebnis dafür, dass man Schwächephasen, die durchaus entstehen können, besser zu überwinden.
Suchen Sie sich für das Laufen eine Rundstrecke, die Sie häufiger durchlaufen. Eine Runde sollte dabei nicht länger als drei Kilometer sein. Zum einen können Sie dann Ihre Zwischenzeiten als Tempokontrolle heranziehen und die Wiederholbarkeit auf einem standardisierten Parcours macht das Unternehmen Stundenrekord auch für die Zukunft sehr reizvoll. Vielleicht finden Sie ja sogar Trainingskameraden oder gewinnen Ihre Vereinsgruppe für einen halbjährlichen Testlauf. Schnell wird daraus ein interessantes Event.
Etwas schwieriger wird die Organisation des Stundentests für das Radfahren. Da Sie sicher nicht über ein Radstadion mit entsprechender Bahn verfügen, die Ihnen mehr oder weniger ganzjährig Standardbedingungen ermöglicht, müssen Sie vielleicht etwas auf die Suche gehen. Wichtig dabei ist, wie auch beim Laufen, dass Sie einen Rundkurs finden, den Sie mehrfach durchfahren. Im Idealfall liegt die Strecke pro Runde bei maximal fünf Kilometern. Damit können Sie auch hier die Zwischenzeiten als wichtige Information, möglicherweise in Korrelation zu Herzfrequenz- und Wattwerten, für die Interpretation Ihres Rekordversuchs heranziehen.
Die Taktik können Sie in mehrere Schritte aufteilen. Nach einem kurzen Aufwärmen suchen Sie ab Start in den ersten vier bis zehn Minuten nach Ihrem Rhythmus. Ein verhaltener Beginn wird deshalb eine kluge Wahl sein. Läuft es erst einmal richtig rund, können Sie an der Temposchraube drehen. Mit der Kontrolle der Zwischenzeiten haben Sie ein gutes Richtmaß für die angestrebte Strecke. Sind die letzten fünf Minuten angebrochen, heißt es nur noch: Endspurt. Dann dürfen Sie ruhig bis an die Leistungsgrenze gehen und versuchen, die letzten Meter für sich heraus zu holen.
Reihen Sie sich jetzt in die Liste der Besten ein. Kurz vor Beginn der Wettkampfsaison haben Sie die perfekte Gelegenheit, den Reiz der Aufgabe mit einem klaren Trainingsziel zu verbinden. Schließlich wird Sie der Stundentest ganz ordentlich fordern und Ihre Form einem echten Test unterziehen.