Saisonfehler No. 2
Der Begriff des Flow-Zustands ist ja mittlerweile anerkannt als das Gefühl, eins zu sein mit sich und der Tätigkeit, die man ausführt. Und wenn das der Fall ist, wird das Tun leicht und erfolgreich. So in etwa ist auch meine Einstellung zu Training und Wettkampf zu beschreiben.
Training in Abhängigkeit von der Tagesverfassung ist das oberste Gebot. Und das Geheimnis: wenn ich mich selbst nicht schon im Vorfeld z.B. mit dem Vorhaben eines „langen Laufs“ unter Druck setze, sondern einfach mal in mich hineinhorche, klappt das Training oftmals viel besser und ist deutlich effektiver. Besser, als wenn man stur seinen Plan abArbeitet – da steckt es nämlich schon im Wort: ARBEIT. Nein, das sollte Hobbysport nicht sein!
Nun kam es bei mir aber doch mal ganz anders. Als ein sehr bekannter Profi-Triathlet nach Teneriffa kam und mich fragte, ob er mit mir zum Freiwassertraining kommen könne, antwortete ich nur: „Ich trainiere eigentlich nur im T3-Becken und nie im Meer. Und das auch nur 2-3x in der Woche!“ Antwort: „Mir wurde erzählt, dass du jeden Tag 60 Minuten im Freiwasser trainierst!“ Und plötzlich setzte sich da etwas in Gang.
Innerlich verschlug es mir die Sprache. Da wird solch ein Unfug erzählt und die Leute glauben es auch noch. Dabei bin ich doch nur ein Hobbysportler! Aber was aus dieser eigentlich nebensächlichen Erzählung wurde, begriff ich erst, als ich die Kraichgau Challenge mit dem ungewollten K.O. hinter mir hatte. Und das war schon seltsam.
Zum ersten Mal ging ich im Kraichgau mit einem Gefühl in das Rennen, anderen zeigen zu müssen, dass ich fit bin. Nicht mir, sondern anderen. Und ich wußte noch nicht einmal wem. Wieso das? Wenn man glaubte, ich würde jeden Tag wie ein Profi trainieren, wäre ein schlechtes Abschneiden ja eine dicke Blamage für mich. So ist es zu erklären, dass ich beim letzten WC-Gang vor dem Start am liebsten dort sitzen geblieben wäre, bis der Start ohne mich erfolgt wäre. Plötzlich wird man richtig dünnhäutig.
Am Ende war es ein grauenhafter Tag – trotz guter Schwimmzeit mit 23.45 min und auch wenn ich vor Andreas Raelert auf das Rad stieg – und ein lehrreiches Erlebnis. So ist Leistung, die aus tiefer Leidenschaft entstehen soll, nicht möglich. Das war mir klar. Ich habe dann doch einige Zeit gebraucht, um wieder auf den „Pfad der Freude“ zu kommen, der mir diese kindliche Freude bereitet, als Agegrouper ab und zu bei den Großen mitmischen zu können. Denn am Ende geht es nur mit Spaß an der Sache!
Lehre No. 2: Kümmere dich nicht um die Erwartungen anderer. Habe Spaß an dem was du tust. Nur dann bist du fähig, dein Potenzial auszuschöpfen.
Es zeigt doch nur, dass mit hoher Motivation an die Sache gegangen wird!!! Und in unserem Alter ist MANN noch lernfähig, oder???