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„Bleib doch daheim“

Es gibt Momente, da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Zunächst einmal vorweg: ja, ich bin ein Fan der Marke „IRONMAN“. Sie ist ein gewichtiger Grund, dass ich vor mehr als einem Jahrzehnt mit diesem Sport, der Triathlon heißt, begonnen habe. Ich habe die Entwicklung miterlebt, die dieser Sport genommen hat. Und ich habe mich über jeden Menschen gefreut, der aus der körperlichen Passivität herausgekommen ist, weil er dieses kleine Abenteuer erleben wollte. Eine tolle Entwicklung dank dieser spannenden Sportart (die sie immer noch ist).

IM-Barcelona2014Doch 2010 war es, als ich in Clearwater bei der Ironman-70.3-WM erstmalig Opfer eines extrem unfairen Rennens geworden bin und seither ein wenig mit der Kommerzialisierung hadere. Natürlich soll man mit einem guten Produkt auch gutes Geld verdienen dürfen. Dieses Geld kommt aber auch zu einem großen Teil von den Teilnehmern. Und diese Teilnehmer erwerben damit ein Recht auf ein gut organisiertes Rennen. Und damit meine ich nicht einen mit möglichst vielen „Goodies“ gefüllten Startbeutel. Damit meine ich ein faires Rennen, welches einen transparenten Leistungsvergleich zulässt.

Ich kann auf Wettkämpfe verzichten, bei denen ich als guter Schwimmer vorneweg fahre und mir „blutige“ Oberschenkel hole, um dann von einer Horde Aerohelmen überrollt zu werden. Jeder, der im Training schon einmal Windschatten gefahren ist, der weiß, dass man dort derart viel Kraft sparen kann, dass der Radpart dann schon fast das beste Aufwärmtraining für einen schnellen Lauf ist, das man sich nur vorstellen kann. So etwas nennt man Wettbewerbsverzerrung! Doch das ist lediglich mein persönliches Dilemma. Nun zum aktuellen Thema.

tri-mag-Interview-DieckhoffZitat aus einem Interview mit dem Triathlon Magazin (KLICK). Europa-Chef Thomas Dieckhoff sagte dort (Foto: tri-mag.de): „Dieckhoff sagte in Kona aber auch, dass diejenigen Athleten, die ein Problem mit dem Drafting haben, „unseren Rennen vielleicht fern bleiben“ sollen. Vollständig lösen könne man das Problem nämlich nicht. Und die Rennen seien grundsätzlich extrem beliebt und schnell ausgebucht…“ In anderen Worten: „Bleib doch daheim, wenn´s dir nicht passt!“

Das ist dann wohl die endgültige Kapitulation! Ich höre noch die Stimmen der Mahner, die sagten, ein Monopol sei nicht gut. In diesem Fall könnte es der Untergang einer fairen, faszinierenden Sportart sein. Eine Sportart die vor allem davon lebt, dass jeder Sportler sein eigenes Rennen bestreitet. Bereiten wir uns auf andere Zeiten vor … oder wehren wir uns mit Verzicht auf diese Marke? Eine echte Chance für die anderen Player im großen Geschäft des Triathlons.

 

7 Gedanken zu „„Bleib doch daheim“

  • Andreas Bode

    Ja, einerseits hat Du recht. Andererseits ist es für Kampftrichter und Veranstalter (unabhängig vom Label) schwer für faire Bedingungen zu sorgen. Die Aussage von Hern Dieckhoff kann man nur kritisieren. Die deutsche IM Organisation (oder europäische) ist extrem schwach besetzt. Ich glaube, er weiß nicht was er sagt….dumm und eine Fehlbesetzung. In US habe ich Rennen bestritten, wo 10m 10m waren…und nicht 8m. Da haben die Kampfrichter ohne wenn und aber durchgegriffen und Zeitstrafen verhängt. Aber wie gesagt, es ist schwierig…und ich kann ja versuchen für mich fair zu sein. Bei den meisten geht es doch nur um die goldene Ananas Also locker bleiben und Spaß haben

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    • allwetterkind

      Naja, was heißt goldenen Ananas … ich bin der Meinung, es geht schon fast um ein sportliches Grundrecht, wenn ich die Teilnehmergebühr bezahle. Dann erwarte ich ein korrektes Rennen. Da ist es aus meiner Warte egal, ob es um Sportler auf Platz 500 oder Platz 10 geht. Setzen wir uns nicht weiter für Fairness ein, ist der Kampf für alle verloren. Etwas überzogen vielleicht, aber: Drafting und Doping – beides ist Betrug anderer Mitstreiter.

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  • Danke, Holger, für Deinen treffenden Kommentar! Ich war in Barcelona, von wo das Bild in Deinem Artikel stammt, selbst am Start. Teilweise musste ich angesichts der Pulks echt lachen. So kann es nicht weitergehen, da wird unser Sport zur Farce.

    Man stelle sich vor, diese Zustände herrschten beispielsweise beim Berlin-Marathon. Die Hälfte der Teilnehmern würde abkürzen, Kampfrichter führen Patrouille um die Meute aus den Seitenstraßen zurück auf die Wettkampfstrecke zu treiben, wo sie dann zunächst in Strafzelten hockten…

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    • allwetterkind

      Hallo Arne,
      freut mich von dir zu hören und festzustellen, dass wir hier einer Meinung sind.

      Versuchen wir, „unseren Sport“ und die Regeln des Sports zu verteidigen. Es wäre schade, wenn diejenigen die Lust verlieren würden, die tatsächlich so vehement für die Fairness eintreten. DAS sind nämlich genau die, die den Sport leidenschaftlich betreiben. Gehen wir´s an!

      Viele Grüße
      Holger

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  • Mathias Trucks

    Hallo Holger,

    vielen Dank für das Thema.
    Ich finde vor allem die Einstellung: „Wir haben zwar eine Regel, aber wer damit ein Problem hat, dass dagegeben verstoßen wird, braucht nicht zu kommen“, katatstrophal schlimm. Entweder man (Ironman) versucht die Einhaltung der Regel durchzusetzen oder man ändert sie derart, dass fairer Sport (nach leicht geänderten Regeln) möglich ist.
    Ich hab das grad auch schon an Ironman geschrieben 🙂

    Viele Grüße, Mathias

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  • Gemäss Video-Interview mit Andrew Messick (http://youtu.be/cjqgG0PVY_I) von ca. 10.10.2014 steht die WTC derzeit mit der ITU und USAT in Gesprächen bzgl. des Langdistanz-Regelwerks. Vordergründig geht es um eine Verschärfung der Zeitstrafen bei Windschattenverstössen. Unter Einbeziehung aktueller Entwicklung auf anderen Strecken und Regeläderungen sind auch Diskussionen zur generellen Größe der Windschattenbox zu erwarten. In meinen Augen befindet sich – wertungsfrei – der Triathlon in einer Phase schneller Evolution, auch im Blick auf Staffelformate, etc. Dazu gehören aber auch aktuelle Diskussionen und Trends die Draftingbox erneut anzugehen. Vgl. auch http://www.dnf-is-no-option.com/2014/07/draftathlon-reloaded-deja-vu.html

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    • allwetterkind

      Hallo Kai, vielen Dank für die Informationen. Mal sehen, was daraus wird! Viele Grüße Holger

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